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Rezension zum Sachbuch
"Geheimobjekt Atombunker, die Troposphärenfunkstation Eichenthal"
Verlag: Ch. Links / Autor: Götz Thomas Wenzel
Der Autor war seiner Biografie nach bis 1990 weder mit der Troposphären- Funkzentrale Langsdorf, dem Troposphären-Nachrichtensystem „BARS“ (russ. "Schneele-
opard"), noch mit den Nachrichtensystemen der NVA und des Warschauer Vertrages befasst. Das ist keine Schande und kann ihn nicht davon abhalten über Zentralen
und Systeme zu schreiben. Das hat der Autor in guter Absicht getan, an entsprechender Recherche hat er es mangeln lassen. Sein Sachverständnis reichte nicht aus,
er kann es objektiv auch nicht haben, um ein Sachbuch mit solch brisanten Hintergrund zu schreiben, was ohne kritische Anmerkungen auskommt.
Entstanden ist ein Werk, das von Insidern, Zeitzeugen und Fachexperten als unsachlich, unrichtig und spekulativ, von Außenstehenden als spektakuläre Wahrheit gele-
sen wird. Bei allen guten Vorsätzen des Autors, Militärgeschichte zu behan-deln, Funktion, Zweckbestimmung und Aufgaben des Troposphärenfunksystems und einer
seiner Zentralen in Langsdorf darstellen zu wollen ist ein Werk entstanden, das in sachlicher und fachlicher Hinsicht viel zu wünschen übrig lässt. Zeitliche Abfolgen,
Technische Zusammenhänge, Begriffs-bestimmungen, Funktionsaufgaben einzelner Elemente und Details zum Bunker sind vielfach verwischt, unsachlich, falsch wie-
dergegeben. Glänzend sind nur Titel- und einige Fotoseiten. Der Autor hätte in Vorberei-tung auf bereits zum Thema vorhandene Literatur insbesondere aber auch auf
Zeitzeugen zu-rückgreifen sollen. Das wurde offensichtlich versäumt. Dieser Tatsache Rechnung tragend sowie unter Beachtung der folgenden Aussagen des Buches
(Auszüge), kann keine Kaufempfehlung ausgesprochen werden.
Aussagen: ...Troposphärenfunkzentralen basierten auf abhörsicherer Technologie - ...System stellte ein Führungssystem dar und hatte das Nachrichtensystem bei Aus-
fall zu kompensieren, war in doppelter Struk-tur angelegt - ...302 und seine besondere strategische Bedeutung für die Informationsübermittlung mit existenziellen Aus-
gang für die Rotbannerflotte bei Kampfhandlungen - ... Besatzungen der Zentralen wa-ren Übermittler von Ereignismeldungen in der Kampfzone, leiteten die an
östliche Führungsstellen weiter - ... 60 Mann Stammbesatzung (von der Küche wurden sogar 70 Personen versorgt) - ...eingeführte Kabel größtenteils SAS- Kabel -
FVS 4 im Zusammenhang mit Verbindungen zu Präsidenten - 680 "Kalaschni-kows" in Waffenkammer ..... usw. /
Antworten in Kurzform:
- Eine abhörsichere Technologie lag weder den Zentralen, noch dem System "BARS" zu Grunde. Die von den Zentralen gebildeten Nachrichtenkanäle waren Stan-
dardkanäle wie die einer Draht-, Funk-, Richtfunk oder Satellitenverbindung, erst der Einsatz von Spezialnachrichtentechnik bei den Endstellen (außerhalb der Zentra-
len) machte die Informationsübertragung relativ abhörsicher,
- das Troposphären- Funkssystem war als Nachrichtennetz ein Führungsmittel und stellte kein Führungssystem dar, wie es von Führungsobjekten und -subjekten be-
stimmt ist, operatives Führungspersonal in diesem Sinne war nicht vorhan-den. Das Nachrichtensystem stellte die Gesamtheit aller Netze dar, war bei Ausfällen nicht
durch ein einzelnes Netz zu „kompensieren“. Alternativ konnten Ausfälle nur in vorgegeben Richtungen ersetzt werden. Auch war es nicht in doppelter Struktur
ausgelegt, (was der Autor damit auch immer ausdrü-cken will) das Troposphären- Funksystem existierte nur ein-mal;
- Für die Richtung zur Führungsstelle der Vereinten Ostseeflotten (diese meint der Autor sicher wenn er von Baltischer Rotbannerflotte spricht) stand nicht einmal ein
Troposphären- Gerätesatz zur Verfügung, um eine Verbindung aufnehmen zu können,
- Die Hauptaufgabe der Besatzungen bestand im Herstellen, Halten und Betreiben von Troposphären-Funkverbindungen sowie der Weiterschaltung der gebildeten
Nach-richtenkanäle im befohlenem Umfang zur Nut-zung, sie hatten keine Über-mittlerfunktion für Informationen zu erfüllen,
- der Stellenplan für die Zentrale Langsdorf sah 64 Personen vor, war bis zur Wende nur bis ca. 45 % auf-gefüllt. Die Anzahl der im Buch genannten Personen in den
Dienstgradgruppen ist falsch.
- alle Fernmeldekabel der Fernseite (Führungsstellen, außerhalb des Objektes liegende Schaltschächte, Übertragungs- stellen der Deutschen Post etc.) waren ohne
Tangierung des objekteigenen Schaltschachtes über die Kabeleinführung (KE) in den Bunker als normale, pneumatisch gesicherte Fernmeldekabel eingeführt. SAS-
Kabel gab es nicht. Die vom objekteigenen Schaltschacht über die KE eingeführten Kabel dienten der Anschaltung mobiler Nachrichtenstellen, deren hergestellte Nach-
richtenkanäle in den Bunker, bzw. umgekehrt geschaltet werden konnten. Eine Dublierung von Kabeln gab es nicht.
- Die in den Troposphären-Funkzentralen installierten 4- Draht- Fernsprechvermittlungen (FVS 4) haben im eigentlichen Sinne zum Troposphären-Funksystem keinen
Bezug. Sie gehörten zum Bestand von insgesamt 14 solcher Vermittlungen auf dem Territorium der DDR (11 in Dienststellen der Deutschen Post), die unterei-nander
verbunden das Not- und Hava-riefernsprechnetze im Nachrichtensystem der NVA bildeten,
- Weder in der Waffenkammer (6-8 m²), noch an anderer Stelle waren 680 „Kalaschnikows“ eingelagert. Das bestätigen der ehemalige Kommandant und sein Haupt-
feldwebel. Unbestritten ist, das mit dem Troposphären-Funksystem und sei-nen Bunkeranlagen an den Wahnsinn einer Aufrüstung erinnert wird, wie sie im Kalten Krieg
auf beiden Seiten des Ei-sernen Vorhangs von den fortgeschrittensten Erkenntnissen von Wissenschaft und Technik getragen war.
Dem Autor und seinem Team gebührt Dank und Anerkennung dafür, die Anlage und den Bunker wieder her-gestellt zu haben, das er als Denkmal des Kalten Krieges
eine Erinnerungsstätte darstellt und besichtigt wer-den kann. Ein Besuch vor Ort, dort wo der Besucher von Fachpersonal durch die Anlage geführt wird, kann und wird
beeindruckende Vorstellun-gen auslösen. Von den einst nach Entwicklungsprojekten der NVA (kein Wiederverwendungsprojekt der UdSSR wie der Autor schreibt)
errichteten Anlagen auf dem Territorium der DDR sind zwei Anlagen zugänglich, in Langsdorf und Wollen-berg. Der Besucher hat die Wahl, ein Besuch kann in jedem
Fall empfohlen werden.
Anmerkung: Warum Langsdorf anstelle Eichenthal ? - Langsdorf war die offizielle Bezeichnung für den Standort der Tro-posphären- Funkzentrale 302 mit der Ansprache
Bad Sülze.
Anstelle der Bezeichnungen Troposphären- Nachrichtensystem, - Funkstation oder - Funkzentrale sind hier überwiegend die Bezeichnungen aus dem Buch verwendet.