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Das kosmische Zeitalter in der Nachrichtentruppe der NVA
Das kosmische Zeitalter in der Nachrichtentruppe der NVA begann in den 80er Jahren. Eine In der UdSSR entwickelte und im Einsatz befindliche neue Gerätegeneration
fand ihren Weg in die Koalitionsstreitkräfte des Warschauer Vertrages. In die NVA eingeführt wurden die Gerätesysteme R-412, R-417 und R-440. Die beiden erstge-
nannten, als Troposphären- Funkstationen, die letztgenannte als Satelliten (Sputnik) - Bodenfunkstation. Mit dem Einsatz der Gerätesysteme in der NVA konnte die An-
zahl von Verbindungsarten in der operativ- strategischen Führungsebene erweitert werden. Das Nachrichtensystem als technisches Führungsmittel konnte somit in seiner
Flexibilität, Standhaftigkeit und Zuverlässigkeit wesentlich verbessert werden.
Nebenstehende Grafik zeigt mögliche Verbindungsarten zwischen den Führungsstellen einer Armee
(A) und einer Front (F).
Die Ziffern in den taktischen Zeichen bestimmen den Gerätetyp der R- Serie aus sowjetischer Produk-
tion. Sie sind nicht zwingend, hier beispielgebend.
Es gehörte zu den Grundsätzen der Organisation von Nachrichtenverbindungen, das zwischen den
Füh-rungsstellen mehrere Verbindungsarten zum Einsatz kamen. Sie alle dienten der Herstellung und
Si-cherstellung von Nachrichtenkanälen für Fernsprech- und Telegraphieverbindungen, unabhängig
von-einander.
Ihrer Bedeutung nach wurden die Verbindungen organisiert und vorbereitet:
- für die ständige Gefechtsbereitschaft,
- nach Auslösung von Stufen höherer Gefechtsbereitschaft,
- nach Auslösung von Stufen der Schaltgefechtsbereitschaft,
- nach Auslösung der Richtfunk- Gefechtsbereitschaft,
- nach Auslösung der Funk- Gefechtsbereitschaft,
- nach Auslösung von Bereitschaftsstufen Nachrichten Flugsicherung (BNF- Stufen),
- nach besonderer Aufgabenstellung.
Die Gerätesysteme gingen ein in die Struktur von Nachrichtenregimentern der Armeen und Brigaden
der Front.
Die Einführung der Technik erfolgte unter Beachtung der operativen Zweckbestimmung von militäri-
schen Verbänden und Vereinigungen aus den Teilstreitkräften der NVA in der Gefechtsordnung der
Koalitionsstreitkräfte für einen möglichen Krieg. Diese sah u.a. den Einsatz von zwei Armeen der NVA
im Bestand einer Front aus GSSD und NVA in der Westrichtung, vor. Eine der Armeen an der rechten
Flanke der Front im Zusammenwirken mit der Volksmarine der DDR, die andere an der linken Flanke
der Front im Abschnitt Meiningen, Dreiländereck. Der Ursprung der Armeen lag in den Militärbezirken
III Leipzig und V Neubrandenburg. Beide Armeen benötigten die Führungsmittel zur Sicherstellung
der Führung durch die Front, gleichzeitig zur Hauptführungsstelle Harnekop der NVA mit dem Status
einer Front (logistische Versorgung u.a. Aufgaben). Entsprechend erfolgte die Zuführung:
- R- 412 / Anfang der 80er Jahre in die Militärbezirke und die Luftstreitkräfte/ Luftverteidigung der DDR,
- R- 417 (mobil) / Anfang der 90er Jahre in die 2.Nachrichtenbrigade (NBr) und (vorgesehen) die Militärbezirke III und V (geplant 3, zugeführt nur 2 Komplexe) Die poli-
tischen Ereignisse 1989/ 1990 führten zu anderen Entscheidungen, die Komplexe verblieben in der 2.NBr Niederlehme.
- R- 440 / in der zweiten Hälfte der 80er Jahre in die 2.Nachrichtenbrigade Niederlehme, die Militärbezirke und die Volksmarine der Volksmarine der DDR, (4 Stationen).
Die Troposphären- Funkstationen R- 412 und R- 417 waren nicht kompatibel zueinander, eine Zusammenarbeit zwischen ihnen nicht möglich. Die R- 417 in den Armeen
der NVA war bestimmt für die Herstellung von Troposphären- Funkverbindungen aus den Räumen der operativen Zweckbestimmung zum stationären (ortsfesten) Tro-
posphären- Nachrichtensystem “BARS”. Aus diesem Einsatz erklären sich die geographischen Standorte der stationären Troposphären- Funkstationen des Systems
“BARS” auf dem Territorium der DDR von selbst. Die Führungsmittel in der 2.NBr blieben in der Regel dem Chef Nachrichten im Ministerium für Nationale Verteidigung
(MfNV) der DDR als Reserve vorgehalten.
Ihrer charakteristischen Merkmale wegen, waren die Troposphären- Funkstationen nicht auf eine quasioptische Sicht zwischen den sendenden und empfangenden
Nachrichtenstellen angewiesen. Beide senden ihre elektromagnetischen Wellen tangential zur Erdoberfläche aus, wo sie in der Troposphäre (Bereich des Wetters, obere
Grenze 12-17 km) ein Feld der Strahlungsbegeg-nung bilden. In diesem Feld entsteht ein Streuvolumen, das Teile der homogenen Troposphäre im Verhältnis zu den
Wellenlängen in Schwingungen versetzt, welche sich dann in Richtung der Gegenstelle ausbreiten.
Die Satelliten (Sputnik)- Funkstation R- 440 war in allen Streitkräfteformen der UdSSR in verschiedenen Versionen und mit unterschiedlichen Basisfahrzeugen im Ein-
satz. Dazu hier mehr ...
In die NVA wurde die Funkstation als R- 440- O “Kristall” (оконечная – End- / Bodenfunkstelle) auf dem Basisfahrzeug Ural- 375 mit Antennenhänger eingeführt.
Hier gelistete Gerätekomplexe gehörten nicht zur technischen Aus-
rüstung in der Hauptnachrichtenzentrale. Und doch waren sie für
die Organisation von Nachrichtenverbindungen und des Zusam-
menwirkens von Bedeutung. Insbesondere die Satelliten (Sputnik)
- Bodenfunkstation ist im Zusammenhang mit ihrem Einsatz in der
Hauptnachrichtenzentrale interessant zu erwähnen. Fast zeit-
gleich mit der Einführung der R- 440- O “Kristall” wurden die
Verschlüsselungsgeräte garantierter Sicherheit T- 230 in die NVA
eingeführt, in der Hauptnachrichtenzentrale, den Militärbezirken
Leipzig und Neubrandenburg und der Volksmarine der DDR.
Strenge Geheimhaltungsbestimmungen des Stabes der Vereinten
Streitkräfte forderten den Einsatz dieser Verschlüsselungsgeräte
bei Nutzung von -Satelliten (Sputnik) - Funkverbindungen. Diese
Forderungen führten dazu, das im Rahmen von Ausbildungsmaß-
nahmen, Schalttrainings, Übungen usw., die Bodenfunkstelle der
2.NBr zur Hauptnachrichtenzentrale des Ministeriums für Nationa-
le Verteidigung kommandiert wurde.
Sicherheitsbestimmungen ließen eine Entfaltung innerhalb der Grenzen der Nachrichtenzentrale nicht zu, ein Sicherheitsabstand
von 1,5 Km war vorgegeben. Die Entfaltung der Funkstelle erfolgte im Wilkendorfer Forst, ca. 2,5 Km nord- östlich der Nachrich-
tenzentrale. Der Platz der Entfatung war fernmeldetechnisch ausgebaut. Ein Anschaltpunkt sicherte die Schaltung von Nachrich-
tenkanälen zwischen der Bodenfunkstelle und der Nachrichtenzentrale.
Bildquelle
zdroj fotografií
R- 440/
Antennenhänger
R- 417 R-412
Die Gegenstelle der R-440- O „Kristall“ war immer ein Retranslator (Relaisstation), installiert in einem Satelliten (Sputnik). Der Stab der Vereinten Streitkräfte verfügte über
kein eigenes Satellitensystem mit Retranslatoren. Der Bedarf an Satellitenparametern und Zeitrastern für die Nutzung der Stationen in den Armeen der Koalitionsstreitkräfte
musste beim Leitzentrum für kosmische Nachrichtenverbindungen des Generalstabes der Sowjetarmee angemeldet werden. Dieser verfügte seinerzeit über ein Satelliten -
system mit Satelliten, die auf hohen elliptischen Bahnen die Erde umkreisten. Die Folge, das Antennensystem der Bodenstation musste der elliptischen Bahn des Satelliten
folgen. Diese Funktion übernahm ein Rechner gesteuerter Gerätekomplex in der Station. Aufgrund des hohen Bedarfs an Satellitenparametern und Zeitrastern für die Nut-
zung der Satelliten aus allen Streitkräfteformen der Sowjetarmee und den Armeen der Koalitionsstreitkräfte konnte der Einsatz der Satelliten (Sputnik) – Bodenfunkstellen
in der NVA nur eingeschränkt erfolgen. Parameter und Zeitraster standen nicht rund um die Uhr zur Verfügung.