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2005 - 2019 J.Kampe
Atombunker Kalter Krieg
Programm Delphin
eine Rezension / Bewertung
Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH
Zella-Mehlis / Meinungen
Autor : Paul Bergner
Wertungen, so unterschiedlich wie der Bezug der Leser zur Thematik !
Ein schweres und dickes Buch mit beeindruckendem Titel, auch wenn die Bezeichnung Programm Delphin für das erste Bunkerbauprogramm der DDR vom 21.11.1968
bis heute nicht belegt ist. Als Vorschlag aus einem geheimen Arbeitsdokument (zum Dokument, siehe unten) ist die Bezeichnung bekannt. Sie fand keinen Eingang in die
Sitzungsthemen des Nationalen Verteidigungsrates (NVR) der DDR. Keines der heute einsehbaren Sitzungsprotokolle weist eine Diskussion oder Beschlussfassung zu
dem von Offizieren der NVA unterbreiteten Vorschlag aus. Der Titel des Buches wird mit einem Vorschlagstext begründet, der niemals angenommen wurde. Ein Faksimile
(Seite 28 des Buches) soll zwar den Eindruck vermitteln, doch die entscheidende Passage ist aus dem Faksimile ausgeblendet. “Programm Delphin” als Bunkerbau-
programm bleibt ein Geheimnis des Autors, ein solches Programm gab es nicht.
Ungeachtet dieser Einleitung, Anerkennung ist dem Autor nicht zu verwehren, er hat sie verdient. Er hat ein Nachschlagewerk, ein Dokument für die Ewigkeit geschaffen,
einmalig, umfassend, in verständlicher und lockerer Weise ge-schrieben. Zu schätzen ist die Objektivität, mit der er beide sich im Kalten Krieg gegenüberstehenden Sei-
ten, insbesondere deren Schutzbedürfnisse, beleuchtet. Bergner vermittelt den Lesern einen Einblick in die Vielfalt der Unterwelten unterschiedlicher operativer Zweck-
bestimmung, Nutzung und Aufgaben, die als Reaktion der DDR auf Aktivitäten der anderen Seite (BRD/NATO) verstanden werden muss. Die militär-politische Situation
jener Zeit mit ihrem Wettlauf der Waffensysteme bildet den Hintergrund des Buches. Intensiv wird der Bunkerbau in der DDR behandelt, dem sich der Autor voll und ganz
in seinem Werk zuwendet.
In ganzer Breite ist ihm gelungen, ein Kapitel Militärgeschichte in den Mittelpunkt zu rücken, welches Aufmerksamkeit, Beachtung und Respekt der Leser verdient. Es ist
einer enormen Fleißarbeit des Autors zu verdanken, das mit dem Buch eine einmalig umfassende Übersicht über Standorte von Bunkeranlagen, ihrer Planung und Ent-
wicklung, Funktion, Wartung und Nutzung vorliegt. Interessierte und Insider begrüßen das Vorhandensein des Buches, auch wenn es in Fachkreisen nicht unumstritten ist.
Sein Inhalt wird bestimmt von umfangreichen Recherchen des Autors und den Berichten von Zeitzeugen. So unterstreicht er in seinem Vorwort, Aussagen von Anderen
dokumentiert zu haben, um sie der Nachwelt zu erhalten. Eine lobenswerte, anerkennende und ehrende Absicht. Es ist ihm gelungen. Sein Hinweis allerdings an die
Leser, nur das aufgeschrieben zu haben, was ihm Andere berichtet haben, gleicht ein Stück weit der Abwendung persönlicher Verantwortung und Entschuldigung für Fehl-
aussagen.
Bleibt die Frage, nach den richtigen Anderen und ob deren Berichte, sach- und fachkundig nachbereitet, aufgeschrieben wurden. Und hier sind Bedenken angesagt, nicht
an der Funktion des Buches als Nachschlagewerk für Standorte von Bunkern, deren Projektierungsangaben, Größen und Funktion, vielmehr an Aussagen, die das Füh-
rungssystem, Führungsverbindungen, organisatorische Abläufe, sachbezogene und spezialfachliche Details betreffen. Es hätte dem Buch besser getan, wenn alle Aus-
sagen um die zuletzt genannten Themenbereiche ausgeklammert oder stark eingegrenzt geblieben wären. Somit aber fallen einige spezifische Details unter den Wust der
Verfälschung, die vom Autor im Vorwort angeprangert und nicht gewollt ist. Unbewusst wird der Wust der Verfälschung genährt durch unverstandene, falsch wieder gege-
bene Zusammenhänge und Fakten. Für eine objektive und wahrheitsgemäße Geschichtsaufarbeitung stellen sie einen Makel dar.
Nur wenige seien genannt. Mit der Indienststellung des Operativen Führungszentrum (OFZ) im Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV) wurde die Standhaftigkeit
der Führungsverbindungen verbessert, oder, hier (auch OFZ) lief die zentrale Alarmierung der NVA auf. Beide Aussagen sind nicht nur unkorrekt, sie sind falsch.
Unzutreffend ist, das OFZ hätte im Kriegsfall nach Harnekop verlegt, um von dort die NVA zu führen. Im MfNV gab es weder eine leicht geschützte Führungsstelle in den
Häusern 7, noch fand am 25.05.1968 eine Sitzung des NVR statt. Und die Sitzungen dieses Gremiums wurden nicht im Haus 2 des MfNV (früher Stophs Block) durch-
geführt. Einer Rekonstruktion der RS-18 (Hauptgefechtsstand der Volksmarine in Tessin) in der Mitte der 80er Jahre ist die Bauinvestitionsnummer eines Erweiterungs-
projektes für die 90er Jahre zugeordnet. Auch spezifische Aussagen zu den Nachrichtenkräften- und Mitteln, z.B. zum Technikbestand der Funksende- und -empfangs-
geräte in der Nachrichtenzentrale des MfNV, zum Troposphären- Nachrichtensystem, zu Funksendern für den SND (Spezialnachrichtendienst) und weitere sind falsch.
Nur die wenigen Beispiele zeigen die komplizierte spezialfachliche Umgebung, in die sich der Autor als Außenstehender der Materie, begeben hat. Er hat sich der The-
matik gestellt, das allein verdient Hochachtung ! Mehr wäre machbar gewesen !. Infolge zu unterstellen, der Autor hat schlecht oder oberflächlich recherchiert, wäre
ungerecht und nicht angemessen. Vom Umfang des Stoffes war der Autor überfordert, der Umgang mit den Berichten Anderer seine Schwäche. Insider können damit
leben. Das anderen Lesern damit aber ein verfälschtes Bild vermittelt wird, macht nachdenklich und mindert die Wertschätzung des Buches.
Lob und Verdienst bleiben dem Autor. Er hat einen umfassenden Überblick über Bunkeranlagen in Deutschland geschaffen, nicht mehr und nicht weniger. Andere werden
das nicht wiederholen. Zu hoffen aber bleibt, das aus dem Dunkel der Geschichte, das heute noch Unsichtbare und Verborgene in naher Zukunft in das Blickfeld unseres
Geschichtsinteresses gerückt wird. So wie es der Autor mit seinem Werk getan hat. Nur am Rande erwähnt wird die durch den Autor verlegte Kubakrise in das Jahr 1961
und der genannte falsche Todestag von Heinz Hoffmann am 05.Dezember 1985.
Die Leistung des Autors ist zu würdigen. Er hat hohe Ansprüche an sich und an das Buch gestellt. Aus objektiven Gesichtswinkeln betrachtet konnten diese nicht umfas-
send erfüllt werden. Der Kritik muss er sich stellen. Dem Autor gebührt der Dank von Insidern, Historikern, Zeitzeugen und an der Geschichte interessierter Leser, die mit
dem Buch umfangreiche Inhalte zur Militärgeschichte in Deutschland vermittelt bekommen. Das Buch hat seinen Preis, ich empfehle es. Lesen, analysieren und bewerten
muss es jeder Leser für sich allein. Die Wertungen werden so unterschiedlich sein wie die Beziehungen der Leser zur Thematik. Meine Wertung, befriedigend.
geheimes Arbeitsdokument / siehe dort unter Bild 12 - 15 Erläuterungen zum Programm Pkt. 11 mehr ...
Eine persönliche Anmerkung, Oktober 2013
Die Rezension erschien im Jahre 2011, vier Jahre nach Erscheinen des Werkes. Paul Bergner als Autor dazu: ... erklärt ein Fachgenie, namens anderer “Fachgrei-se”, es sei
ihm ein “Rätzel”, wieso es Bunkerbücher mit den Titeln “Filigran” oder gar “Programm Delphin” gibt. Rezensent und langjährig als Fachexperten geltende Personen, fühlen sich
brüskiert und degradiert, haben sich ihr Bild zur Person des Autors, der in der Öffentlichkeit „Bunkerpapst“ genannt und bis 1990 kaum einen der beschriebenen Bunker kannte,
gezeichnet.
Die Titel der Bücher sind keine Rätzel, vielmehr das Geheimnis des Autors. Und Geheimnisse darf er haben. Ich möchte versuchen, diese zu lüften. Die Titel vermitteln die
Existenz und Deckbezeichnungen für Bunkerbauprogramme, richtiger “Konzeptionen zur Errichtung geschützter Führungsstellen”, beschlossen vom Nationalen Verteidigungs-
rates (NVR) der DDR, die es so niemals gegeben hat.
„Programm Delphin“ war und blieb der Vorschlag einer Gruppe von operativen Offizieren der NVA, der keinen Eingang in die Beschlussfassung des NVR fand. „Filigran“
war ein Befehl des Ministers für Staatssicherheit, der ein Bunkerbauprogramm zu Fragen der Tarnung, Sicherung und Geheimhaltung begleitete.
Grund der verzögerten Rezension ist der Umfang des Werkes mit seinen fast 900 Seiten. Sie zu verarbeiten, zu prüfen und zu werten bedurfte nicht nur der eigenen, auch der
Kenntnisse anderer „Fachgreise“, vor allem aber viel Zeit. Andere User haben sich mit kritischen Beiträgen in Internetforen geäußert.
Zur Hauptnachrichtenzentrale hebt der Autor hervor, das seine Darstellungen auch auf Darlegungen von Leitungskadern, u.a. auch denen des letzten Kommandeurs, Oberst
Kampe, basieren. Davon distanziere ich mich und weise sie zurück. Im Zusammenhang mit dem Werk wurden keine Details übergeben. Wenn der Autor in persönlichen oder
Gruppengesprächen, dieses oder jene Detail zur Kenntnis erhalten hat, bleibt festzustellen, er hat sie in ihrem Zusammenhang nicht verstanden und verarbeiten können. Un-
mittelbar nach Erscheinen von „Programm Delphin“ wurden dem Autor (März 2007) mehreren DIN A4- Seiten mit kritischen Anmerkungen übergeben.
Schwerpunkte weiterer Studien waren vorwiegend Inhalte und Aussagen zum Führungs- und Nachrichtensystem, zu organisatorischen Abläufen und Sachdetails. Nur wenige
Beispiele:
1. Mit der Indienststellung des Operativen Führungszentrum (OFZ) im MfNV hat sich z.B. die Standhaftigkeit von Führungsverbindungen verbessert. Zwischen dem OFZ und
den Führungsverbindungen gibt es keinen kausalen Zusammenhang. Woher also eine Verbesserung der Standhaftigkeit ?
2. Gleichzeitig lief hier die zentrale Alarmierung auf (im OFZ). Hier lief keine Alarmierung auf, von hier wurden die Teilstreitkräfte und Kommandos mit Hilfe technischer Ein-
richtungen alarmiert.
3. Genannt wird eine geschützte Führungsstelle in den Häusern 7 des Ministeriums für Nationale Verteidigung (MfNV). Die Häuser 7 gab es im MfNV nicht und 4. Der erste
Kommandant Henry W. (Hauptgefechtsstand der Volksmarine) war in dieser Dienststellung bis 1982. Nun, Henry W. wurde bereits am 01.12.1976 von Kapitän z.See Th...
abgelöst.
Die Beispiele lassen Rückschlüsse auf die Glaubwürdigkeit der Rechercheergebnisse des Autors und der Nachprüfung übergebener Informationen, zu. Der Autor konnte es
nicht besser, seine Kritiker aber bezeichnet er als “Fachgreise” und fordert sie zum nochmaligen gründlichen Lesen und zur geistigen Verarbeitung auf. Solche Aufforderungen
sind typisch für den Autor. Nur ändern sie an der Glaubhaftgkeit der Inhalte aufgezeigter Beispiele und anderer nichts.
Interessant sind vielleicht auch folgende Anmerkungen:
Bezogen auf das 2.Bunkerbauprogramm) vom 03.05.1974 schrieb er in seinem „Filigran“ (2001), Seite 125, vorletzter Absatz. Zitat: Damit wurde der Beschluss des NVR vom
21.11.1968 (u.a. auch 34 Anlagen der NVA betreffend) und das “PROGRAMM DELPHIN” über 2.042 Mio. Mark außer Kraft gesetzt. Zitat Ende.
6 Jahre später, im Jahre 2007, war die Außerkraftsetzung des Programm Delphin (1968 existierte nur der Vorschlag eines solchen Namens in den Erläuterungen zur Konzep-
tion) vergessen. Ein „Programm Delphin“ als Bunkerbauprogramm hat es nie gegeben !
Bezogen auf die Webseite des Heinrich Jung Verlages. Dort ist in der Rezension zum Werk “Atombunker Kalter Krieg ... “, Absatz 2 zu lesen, Zitat: ...1968 beschloss die
DDR, unter dem Tarnnamen „Delphin“ insgesamt 67 Bunker der höheren Schutzklasse im Zeitraum von 1971 bis 1980 zu errichten. Zitat Ende.
Über den Verfasser der Rezension kann nur spekuliert werden. Am Mut zur Unterzeichnung scheint es gefehlt zu haben. Sowohl das Zitat als auch der Titel des Werkes ver-
mitteln den Lesern einen Sachverhalt, der einfach ausgedrückt, falsch ist. Ein Bunkerbauprogramm mit dem Tarnnamen “Delphin” gab es nicht !
(meine Argumente sind bis heute nicht wiederlegt und als Kritiker werde ich als “Fachgreis” betitelt)